Intern
Graduiertenschule für die Geisteswissenschaften

Zirbs, Veronika

Dissertationsthema:
"Begriffe ohne Gegensatz. Das Problem des Realen bei Clément Rosset und Gilles Deleuze." 

Kontaktadresse an der Universität Würzburg:
Institut für Philosophie
Ehrenhof, Südflügel
Residenzplatz
97070 Würzburg

E-Mail an Frau Zirbs

Erstbetreuer/in: Apl. Prof. Dr. Robert Ziegler

Zweitbetreuende: 

Prof. Dr. Michaela Summa

Prof. Dr. Roland Breeur (KU Leuven)

Klasse in der Graduiertenschule: "Philosophie, Sprachen, Künste"

Promotion in der Graduiertenschule ab WS 2023/24.

Abstract:
Wir sind es gewohnt, dem Realen etwas Anderes gegenüberzustellen: seien es die Produkte der Phantasie, des Denkens oder die Bedeutungen der Sprache. Man kann dieses Andere des Realen das Ideale nennen. Die Dissertation soll sich mit der Frage befassen: Wie lässt sich das Reale ausgehend von einem näheren Verständnis dieser Unterscheidung begreifen?

Dieses nähere Verständnis kann durch weitere Teilfragen gewonnen werden: Wie kommt es, dass wir dem Realen etwas hinzufügen, dem wir den Status des Realen absprechen? Wie wird Sinn produziert, sowohl „Lebenssinn“, als auch semantischer Sinn? Ist die Repräsentation, also die Abbildung des Realen, ein hilfreiches Erklärungsmodell? Wie steht es um unser affektives Verhältnis zum Realen? Warum können wir es im „Rohzustand“ nicht ertragen, sondern müssen es beständig in Sinn umwandeln? Die Dissertation widmet sich diesen Fragen mithilfe des Vergleichs der Autoren Clément Rosset und Gilles Deleuze, deren Ansätze trotz vieler Differenzen grundsätzliche Gedanken teilen.

Im Hintergrund der Arbeit steht die Realismusdebatte der letzten Jahrhunderte und Jahrzehnte. Mit einem erkenntnistheoretischen Fokus kreiste die Diskussion in der Vergangenheit um die Frage des Verhältnisses zwischen Realem und Idealem. Handelt es sich um ein Abbild­verhältnis? Ist das Ideale teilweise eigenständig und präexistent (a priori) oder entsteht es vollständig aus dem Realen (a posteriori)? Gibt es die Möglichkeit einer harmonischen Überein­stimmung der beiden Seiten?

Durch den Vergleich der beiden Autoren bemüht sich die Dissertation um neue Denkmöglich­keiten des Problems. Rosset untersucht das Reale ausgehend von unserem oftmals distanzierten Verhältnis zu ihm. Deleuze dreht die Blickrichtung um, er schreibt vom Realen, von Ereig­nissen und ihren Wirkungen, ohne die Welt wie Platon in Urbild und Abbild aufzuteilen. Deleuze ist der Anwalt des Realen, aber eines Realen ohne Gegensatz.

So ermöglicht die Arbeit mit Rosset und Deleuze Erkenntnisse über die Genese derjenigen Unterscheidung, auf der die Realismusdebatte letztendlich fußt, der Unterscheidung zwischen Realem und Idealem. Mit Rosset und Deleuze ist das auch deshalb ein vielversprechendes Un­terfangen, weil sie sich den an der Debatte beteiligten Parteien nicht eindeutig zuordnen lassen.