Intern
Graduiertenschule für die Geisteswissenschaften

Gralke, Jens

Dissertationsthema: "Tradition und Institution. Friedrich August von Hayeks Theorie der kulturellen Evolution." 

Wir gratulieren zum bestandenen Rigorosum am 1.2.2020.

Kontaktadresse an der Universität Würzburg:

Lehrstuhl für Christliche Sozialwissenschaft
Paradeplatz 4
97070 Würzburg
Tel. 0931/31-82278

E-Mail an Herrn Gralke

Erstbetreuer:  Prof. Dr. Dr. Gerhard Droesser

Zweitbetreuer:

PD Dr. Jan Beaufort

Prof. Dr. Stephan Wirz (Univ. Luzern)

Klasse in der Graduiertenschule: „Philosophie, Sprachen, Künste“

Promotion in der Graduiertenschule ab SS 2014.

Abstract:
Die zu erstellende Arbeit widmet sich der Frage, welche Eigenschaften gesellschaftliche Ordnungen aufweisen müssen, um ihre temporäre Existenz zu maximieren. Aufbauend auf dem Werk Friedrich August von Hayeks sollen gesellschaftliche Zustände der Gegenwart als Resultat eines Adaptionsprozesses verstanden werden, den eine bestimmte Gesellschaft in der Vergangenheit hinsichtlich einer sich wandelnden Umwelt geleistet hat. Da die Institutionen einer Gesellschaft und ihr Handeln wesentlich über ihre Stabilität entscheiden, soll mit Bezug auf von Hayek untersucht werden, unter welchen Bedingungen diese Stabilität sich ausbildet. Von Hayek unterscheidet dabei zwischen spontan entstandenen Institutionen und geplanten staatlichen Institutionen.

Es ist meiner Ansicht nach von Hayeks Überzeugung, dass staatliche Institutionen nur dann auf lange Sicht erhalten bleiben, wenn sie die Denk- und Verhaltensgewohnheiten der Menschen abbilden. Sie müssen letztlich die Eigenschaften spontan entstandener Institutionen imitieren. Von Hayek formuliert damit ein Stabilitätskriterium für Strukturen, deren Erhalt für die Existenz einer Gesellschaft wesentlich sind. Von Hayeks Gesellschaftstheorie setzt dabei die Annahme voraus, dass die Eigenschaften jeder Ordnung durch die Untersuchung der Eigenschaften der sie konstituierenden Elemente zu rekonstruieren sind. Hinsichtlich einer Gesellschaft bedeutet dies, dass die Stabilitätsbedingungen einer Gesellschaft sich nur aus der Betrachtung der Eigenschaften der Menschen herleiten lassen.

Von Hayek diskutiert die Eigenschaften des Gattungswesens Mensch nun innerhalb einer neuronalen Theorie, die zwei wesentliche Resultate impliziert: Erstens gibt es keine mentale Verursachung im Bereich des Physischen und zweitens ist das Nervensystem als ein plastischer Vorhersageapparat zu verstehen. Auf die erste These gründet sich die Annahme, dass der Liberalismus in der Fassung von Hayeks, die Existenz eines freien Willens leugnet. Ich werde zu zeigen versuchen, dass von Hayek diesen Gedanken in seiner Darstellung der Gesellschaftsordnung konsequent verfolgt. Das zweite Resultat ist die mikrostrukturelle Voraussetzung für die Annahme, von Hayek habe in seiner Gesellschaftstheorie eine Theorie entwickelt, die klare Kriterien für das Scheitern respektive die Stabilität von Gesellschaften benennt. Die Arbeit ist der Aufgabe gewidmet, diesen Gedanken erstens luzide zur Darstellung zu bringen und zweitens ihn im Kontext der neueren Forschung zu dieser Thematik zu diskutieren.

Keywords: von Hayek, Prediction Machine, Kulturelle Evolution, Institutionen, Gerechtigkeit, Imitationslernen, Stabilität, Tradition