Gold, Julia
Wir gratulieren herzlich zum bestandenen Kolloquium
am 4. März 2014.
Dissertationsthema:
"`Von den vnholden oder hexen` des Ulrich Molitoris - Untersuchungen zu Text und Kontext eines humanistischen Hexereitraktats. Mit einem Abdruck der deutschen Erstausgabe (1489)."
Stipendium: „Würzburg-Stipendium“ der Graduiertenschule für die Geisteswissenschaften der Universität Würzburg (1. Juni 2008 - 30. November 2011).
Kontaktadresse an der Universität Würzburg:
Lehrstuhl für deutsche Philologie
Ältere Abteilung
Am Hubland
97074 Würzburg
Erstbetreuerin: Prof. Dr. Dorothea Klein
Zweitbetreuer:
Prof. Dr. Franz Fuchs
Prof. Dr. Volker Honemann (Universität Münster)
Klasse in der Graduiertenschule: Mittelalter und Renaissance
Promotion in der Graduiertenschule seit SS 2008.
Abstract:
Mein Dissertationsvorhaben beschäftigt sich mit dem 1489 entstandenen frühneuhochdeutschen Hexen-Traktat „Von den vnholden oder hexen“, welcher von dem Konstanzer Juristen Ulrich Molitoris für seinen Landesherrn Herzog Siegmund von Tirol verfasst wurde.
Zudem soll auch der nahezu zeitgleich entstandene lateinischsprachige Text mit dem Titel „De laniis [lamiis] et phitonicis mulieribus“ vergleichend behandelt werden. Die Arbeit geht methodisch von einer sozialhistorisch fundierten Literaturbetrachtung aus. Die Einbettung in den sozialhistorischen Kontext des Traktats beinhaltet die Frage nach den historischen Personen, namentlich den Landesherrn Herzog Siegmund von Tirol, den Konstanzer Bürgermeister Konrad Schatz, den Kanzler Konrad Stürtzel und Ulrich Molitoris in seiner Funktion als Jurist, des Weiteren nach dem Autor Molitoris und nach den Hexenprozessen vor der Entstehung des Traktats, auf die er verweist. Von diesen Betrachtungen ausgehend, steht in einem zweiten Schritt die genaue Textanalyse (Inhalt, Argumentationsgang, Figuren etc.) im Mittelpunkt meiner Dissertation. Die explizit im Text getroffenen Aussagen sollen untersucht und auf ihre Allgemeingültigkeit die Zeit betreffend befragt werden. Die von Molitoris verwendeten Quellen sind in einem dritten Schritt zu untersuchen; sie sind für das Verstehen des Textes ebenso von Relevanz wie die Arbeitsweise des Autors, die sich in der Form des Traktats in Gestalt eines Polylogs äußert. Weiter ist in einem vierten Schritt das Bild-Text-Verhältnis innerhalb des Traktats zu analysieren. Zudem wird die reiche und lang anhaltende Rezeption betrachtet; hier ist nach den Ursachen dieses Erfolgs zu fragen.
Die Dissertation soll mit einer Auswertung der Ergebnisse und der damit verbundenen Frage abschließen, wie der Traktat des Molitoris im Kontext der zeitgenössischen Hexenliteratur (paradigmatisch sei der „Malleus maleficarum“ genannt) zu bewerten ist. Die vom Autor bewusst betonte vernunftgeleitete Herangehensweise an die Thematik bei gleichzeitiger Annahme eines Kollektivs „böser Frauen“ steht dabei im Fokus meiner Betrachtung. Möglich wäre es dann auch, Rückschlüsse über die Eigenarten von Fachliteratur an der Epochenschwelle vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit zu ziehen.