Intern
Graduiertenschule für die Geisteswissenschaften

Fischer, Katrin

Wir gratulieren herzlich zum bestandenen Rigorosum
am 23. Februar 2022.

Dissertationsthema:
"Der Hervorgang der Welt aus Gott - Die Rezeption von Avicennas Ontologie bei Dominicus Gundisalvi, Wilhelm von Auvergne und Heinrich von Gent."

Kontaktadresse an der Universität Würzburg:
Institut für Philosophie
DFG-Projekt "Arabic and Latin Glossary"
Ehrenhof, Südflügel
Residenzplatz
97070 Würzburg

E-Mail an Frau Fischer

Erstbetreuer:  Prof. Dr. Dag Nikolaus Hasse

Zweitbetreuende: 

Prof. Dr. Stephan Ernst

Prof. Dr. Jörn Müller

Klasse in der Graduiertenschule:  "Mittelalter und Frühe Neuzeit"

Promotion in der Graduiertenschule WS 2008/2009-SS 2015, WS 2021/2022.

Abstract:
Avicenna (Ibn Sīnā, 980–1037) entwickelt in seiner Metaphysik (al-Ilāhiyyāt) – dem vierten Teil seiner philosophischen Summe Buch der Heilung (Kitāb al-Šifāʾ) – den Grundgedanken seiner Ontologie: die Distinktion von Sein und Wesen. Diese Lehre hat er als erster Denker zu einer eigenständigen Theorie ausgearbeitet. Sie sollte zu einem seiner bekanntesten und einflussreichsten Lehrstücke werden.

Nachdem Avicennas Metaphysik im zwölften Jahrhundert ins Lateinische übersetzt wurde, fand seine Ontologie schnelle Verbreitung unter den lateinisch-christlichen Denkern. Für Gelehrte, die von einer monotheistischen Weltanschauung geprägt sind, liegt die enorme Attraktivität dieser Theorie darin, dass sich aus der Sein-Wesen-Distinktion rein rational die wichtigsten Aspekte der Beziehung ableiten lassen, in der Gott und Welt zueinander stehen, wenn man diese Beziehung im Hinblick auf das Sein betrachtet.

Angesichts der Tatsache, dass Avicennas Ontologie bei den lateinischen Denkern stark rezipiert wurde, stellt sich für mich die zentrale Frage, die ich in meiner Dissertation verfolge: Wie weit kann man als christlicher Denker mit Avicenna gehen, wenn man seine Ontologie zur Erklärung des Verhältnisses von Gott und Welt heranzieht? Mich interessiert vor allem, an welchen Stellen und aus welchen Motiven ein Denker Modifikationen an der avicennischen Theorie vornimmt, sie anders als andere interpretiert oder gänzlich mit Avicenna bricht. Was bedeuten diese Änderungen der avicennischen Theorie inhaltlich? Und insbesondere: Wie werden sie rational gerechtfertigt? Davon sind vor allem die Bereiche der Theologie und Kosmogonie betroffen, denn die Ontologie nimmt direkten Einfluss auf sie.

Meine Fragen trage ich an die Theorien dreier ausgewählter Denker der lateinisch-christlichen Tradition heran: Dominicus Gundisalvi († ca. 1190), Wilhelm von Auvergne (†1249) und Heinrich von Gent (†1293).