Intern
Graduiertenschule für die Geisteswissenschaften

Deppisch, Aaron

Wir gratulieren herzlich zum bestandenen Rigorosum
am 6.11.2014.

Dissertationsthema: "Das Verhältnis zwischen Religion und Staat sowie die Frage der Toleranz in den Werken Jean Bodins, Étienne de la Boeties sowie Michel de Montaigne" (Arbeitstitel)

Kontaktadresse an der Universität Würzburg:
Neuphilologisches Institut - Lehrstuhl Romanistik II
Am Hubland
D-97074 Würzburg
Telefon: +49 931 31-85684
Fax:       +49 931 888-5679
Zimmer:  5.O.22

E-Mail an Herrn Deppisch

Erstbetreuer:  Frau Prof. Dr. Brigitte Burrichter

Zweitbetreuer:

Frau apl. Prof. Dr. Martha Kleinhans

PD Dr. Michael Becker

Klasse in der Graduiertenschule: "Philosophie, Sprachen, Künste"

Promotion in der Graduiertenschule seit SS 2010.

Abstract:
Die französischen Religionskriege bildeten den Auftakt zu jahrzehntelangen konfessionellen Auseinandersetzungen, die Frankreich verwüsteten und schließlich auf weite Teile Europas übergriffen. Auch die Lebensläufe der politischen Philosophen und Juristen Jean Bodin, Étienne de la Boetie sowie Michel de Montaigne wurden durch diese religiös motivierten Auseinandersetzungen geprägt. Aus diesem Grund hinterließen die religiösen Auseinandersetzungen in ihren philosophischen Hauptwerken tiefe Spuren, die immer noch bestimmend für die Geistesgeschichte Europas sind.

Der Jurist Jean Bodin beschäftigte sich als königlicher Berater mit der Reorganisation des Staates nach den Religionskriegen. Sein Hauptwerk „Six livres sur la République“ gilt als das theoretische Fundament des Absolutismus. Bodin skizziert in diesem Werk zum ersten Mal die Idee einer Kontrolle der Religion durch den Staat. Eine differenziertere Perspektive bietet sein zweites, weitaus weniger bekanntes Buch „Colloquium Heptaplomères“. Sieben Personen verschiedener Religionen diskutieren über die Vorzüge ihres jeweiligen Glaubens. Weite Teile des Gesprächs betreffen auch die für diese Dissertation relevanten Themen. Die tolerante und weltoffene Atmosphäre dieses Buches stellen für das 16. Jahrhundert eine Besonderheit dar.

Auch Étienne de la Boetie war als Richter im Dienst des französischen Königs. Sein Werk „Mémoire sur la pacification des troubles“ kann als konsequente Weiterentwicklung der absolutistischen Theorie Bodins auf religionspolitischem Gebiet betrachtet werden. In dieser Schrift bietet de la Boetie Vorschläge zur Lösung des religiösen Konflikts in Frankreich an, die die Schaffung einer französischen, von Rom unabhängigen Nationalkirche vorsehen. Besonders erstaunlich ist, dass die neu zu erschaffende Gallikanische Kirche eine Symbiose aus Katholizismus und Protestantismus darstellt.

Ein enger Freund Étienne de la Boeties war Michel de Montaigne, der das wichtige Amt des Bürgermeisters von Bordeaux ausübte. Doch war Montaigne nicht nur Politiker, sondern auch Schöpfer einer völlig neuen Textgattung, den Essais. Ein wichtiges Thema dieser Essais stellen die französischen Religionskriege dar. Zudem zeigte Montaigne auch reges Interesse an den europäischen Nachbarländern. So berichtet er in seinem „Journal de Voyage“ von den Eindrücken, die er in Deutschland und in Italien auf seiner mehrmonatigen reise gewonnen hat.

Das Ziel der Dissertation soll es sein, anhand der genannten Werke der drei Autoren grundsätzliche Positionen zum Verhältnis zwischen Staat und Religion sowie die damit einhergehende Frage nach religiöser Toleranz herauszuarbeiten sowie einen grundsätzlichen Paradigmenwandel im Verhältnis zwischen Staat und Religion in der frühen Neuzeit aufzuzeigen. Am Ende der Arbeit werden die Gedanken der einzelnen Autoren verglichen sowie die Dauerhaftigkeit ihrer Vorstellungen bis in die heutige Zeit nachgewiesen.