Deutsch Intern
Graduiertenschule für die Geisteswissenschaften

Herrmann-Fertig, Lisa

Wir gratulieren herzlich zum bestandenen Kolloquium am 25.6.2019.

Dissertationsthema: "Interkulturelle Kommunikation in der Mission. 'Musik als Werkzeug' der Jesuiten in Südindien vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zur Ausweisung 1759."

Assistenz am Lehrstuhl für Ethnomusikologie.

Kontaktadresse an der Universität Würzburg:
Institut für Musikforschung
Domerschulstraße 13
97070 Würzburg
Tel. 0931 / 31 - 8 28 28

E-Mail an Frau Herrmann

Erstbetreuer:  Prof. Dr. Ulrich Konrad

Zweitbetreuer: 

Prof. Dr. Andreas Haug

Prof. Dr. Philip V. Bohlman (University of Chicago)

Klasse in der Graduiertenschule:  „Philosophie, Sprachen, Künste“

Promotion in der Graduiertenschule ab SS 2015.

Abstract:
Die außerordentlichen Missionserfolge der Gesellschaft Jesu beruhen vor allem auf der psychologisch genau durchdachten Missionsmethodik sowie der wohlüberlegten Anpassung an die Lebensgewohnheiten und den Bildungsstand der zu bekehrenden Menschen. So kamen zur Verbreitung der katholischen Botschaft durch die Missionare, besonders im Hauptaufgabenfeld Seelsorge und Bildung, auch künstlerisch-ästhetische Ausdrucksformen wie Musik, Tanz und Theater zum Einsatz und bildeten ein mögliches Werkzeug im Kontext der interkulturellen Kommunikation. Dies hatte musikalischen Kulturwandel zur Folge, denn die Musik der europäischen Missionare und die indigene Musik der zu Bekehrenden beeinflussten einander. Zu untersuchen sind vor allem die verschiedenen Kategorien des musikalischen Materials, die Ausführenden und die Anlässe von Aufführungen.

Da sich die Mitglieder des Ordens zu weltweiter Mobilität verpflichteten, waren sie auch in Südindien tätig. Dieses Gebiet unterstand seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert der portugiesischen Krone, was zur Folge hatte, dass zu Anfang ihres dortigen Wirkens ein Großteil der Missionare aus Portugal stammte. Deutschsprachige Jesuiten können zur Unterstützung verstärkt seit dem Ende des 17. Jahrhunderts bis zur Ausweisung der Gesellschaft Jesu aus Portugal und den portugiesischen Kolonien im Jahre 1759 nachgewiesen werden.

Eine Besonderheit in Bezug auf die Kommunikation der Ordensmitglieder stellen deren Briefe und Berichte dar, die schon bald ein weltumspannendes Informationsaustauschsystem bildeten, teilweise in zeitgenössischen Veröffentlichungen publiziert wurden, aber bis heute großteils unbearbeitet in verschiedenen Archiven liegen. Die darin behandelten Themen gelten als von Fachleuten geschrieben und entstanden direkt am Puls der Zeit des jeweiligen Einsatzortes. Sie sind als wichtige Quelle auch für die Musikforschung zu untersuchen. Das Ergebnis für Südindien steht allerdings – anders als das zum Beispiel für die Paraquaria-Mission der Fall ist – noch nicht fest; formuliert werden können bislang nur Hypothesen, angelehnt an Forschungsergebnisse aus anderen Regionen.

Dass bis heute Folgen dieser Missionstätigkeit auch auf musikalischem Gebiet zu verspüren sind, haben in jüngerer Zeit wissenschaftliche Bemühungen im Umfeld der ethnomusikologischen Workshops, der ethnodoxology, des ethno-worship und Arbeiten am Asian Institute for Liturgy and Music erwiesen.